Sehr geehrte Damen und Herren,
Im Zusammenhang mit der Umsetzung der EU-Richtlinie (EU) 2023/970 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 10. Mai 2023, die darauf abzielt, die Anwendung des Prinzips des gleichen Lohnes für gleiche Arbeit oder gleichwertige Arbeit zwischen Frauen und Männern zu stärken, tritt am 24. Dezember 2025 eine Änderung des polnisches Arbeitsgesetzbuchs in Kraft, welche die Verpflichtung zu größerer Lohntransparenz einführt. Darüber hinaus müssen Stellenanzeigen und Stellenbezeichnungen geschlechtsneutral sein, und der Einstellungsprozess darf nicht diskriminierend sein.
Entgelttransparenz im Bewerbungsverfahren
Laut den neuen Vorschriften müssen Einstellungsangebote und der gesamte Einstellungsprozess die Entgelttransparenz gewährleisten. In der Praxis bedeutet dies, dass der Kandidat vor Vertragsunterzeichnung die Informationen über das vorgeschlagene Gehalt erhalten muss. Dies kann ein bestimmtes Betrag oder eine Spanne sein. Diese Verpflichtung ergibt sich aus der Ergänzung von Artikel 183ca des polnisches Arbeitsgesetzbuchs.
Informationen zur Vergütung können alternativ in einer von drei Phasen den Kandidaten bereitgestellt werden:
- in der Stellenanzeige,
- vor dem Vorstellungsgespräch, falls die Anzeige nicht existierte oder diese Informationen nicht enthielt,
- bevor das Arbeitsverhältnis entsteht, wenn das Entgelt nicht bekannt gegeben wurde oder die Daten nicht früher bereitgestellt wurden.
Es ist wichtig, dass der Arbeitgeber diese Informationen rechtzeitig in Papierform oder elektronisch Form übergibt, damit der Kandidat das Angebot bewusst bewerten und transparente Verhandlungen führen kann. Daher verlangt der Gesetzgeber nicht nur die Bereitstellung von Informationen, sondern auch die Wahrung der Form, das es ermöglicht, nachzuweisen, dass die Verpflichtung erfüllt wurde.
Die dargelegte Vergütung sollte alle Löhne und Leistungen umfassen, die mit der Beschäftigung zusammenhängen. Neben dem Grundgehalt sind auch eventuelle Prämien, Boni, Zulagen und Lohnnebenleistungen (z. B. private Krankenversicherung, Versicherungen) anzugeben. Wenn Vergütungsregelungen oder Tarifverträge gelten, sollten deren Bestimmungen zur Vergütung ebenfalls in die Informationen für den Kandidaten aufgenommen werden.
Außerdem wurde ein klares Verbot eingeführt, Fragen zum aktuellen Gehalt des Kandidaten zu stellen.
Geschlechtsneutralität von Berufsbezeichnungen
Die Änderung führt außerdem die Verpflichtung ein, geschlechtsneutrale Berufsbezeichnungen zu verwenden. Das bedeutet, Sprachformen zu verwenden, die kein bevorzugtes Geschlecht andeuten. Die Neutralität sollte sowohl den Titel des Arbeitsposten, als auch die gesamte Formulierung der Ausschreibung umfassen, einschließlich einer Beschreibung des Aufgabenbereichs, der Anforderungen und der Erwartungen. Der Inhalt der Anzeige und die Rekrutierungsmethode müssen frei von Formulierungen sein, die Präferenzen bezüglich Geschlecht, Alter, Familienstatus usw. anzeigen könnten. Die Rekrutierung sollte auf objektiven und substanziellen Kriterien basieren, um die gleiche Behandlung aller Bewerber sicherzustellen.
Nach aktueller Auffassung des polnischen Ministeriums für Familie, Arbeit und Sozialpolitik umfasst der Geltungsbereich dieser Regelung nicht die Methode zur Formulierung der intern beschriebenen Arbeitsstellen des Arbeitgebers außerhalb des Rekrutierungsprozesses – diese Fragen können ein Gegenstand interner organisatorischer Entscheidungen sein. Es gibt jedoch noch keine offizielle Auffassung der Staatliche Arbeitsinspektion zu dieser Frage, und Experten sind derzeit der Meinung, dass beide Auslegungen möglich sind, d. h. sowohl solche, die von Arbeitgebern verlangen, nur im Einstellungsprozess nur geschlechtsneutrale Stellenbezeichnungen zu verwenden, als auch solche, die diese Verpflichtung nicht auf den Einstellungsprozess beschränken, jedoch beispielsweise auf die internen Dokumente des Arbeitgebers erweitern.
Sanktionen bei Vertragsverletzung
Sowohl das Versäumnis, den Kandidaten vor dem Arbeitsverhältnis die Informationen über die Vergütung anzugeben (Satz oder Spanne mit allen Komponenten), als auch das Versäumnis, geschlechtsneutrale Formulierungen im Inhalt der Arbeitsanzeige zu verwenden, können zur Haftung des Arbeitgebers für ein Vergehen führen. Die Staatliche Arbeitsinspektion hat das Recht, eine Bußgeld von bis zu 2.000 PLN zu verhängen und im Falle eines wiederholten Verstoßes bis zu 5.000 PLN. Wenn der Arbeitsinspektor einen Antrag auf Strafe beim Gericht stellt, droht dem Arbeitgeber eine Geldstrafe von 1.000 bis 30.000 PLN. Ein Bewerber, der durch diese Verpflichtungen verletzt wurde, kann zusätzlich eine Entschädigung in Höhe von mindestens der Mindestvergütung für die Arbeit beantragen.
Unsere Empfehlungen
Die Vorschriften verlangen nicht, dass die Höhe der Vergütung oder der Bereich direkt in der Stellenanzeige angegeben werden, obwohl die Aufnahme dieser Informationen in der Anzeige die transparenteste und risikoschonendste Form der Erfüllung der Offenlegungspflicht ist. Wenn Sie beabsichtigen, diese Informationen zu einem späteren Zeitpunkt bereitzustellen, aber immer vor dem Eingang eines Arbeitsverhältnisses, empfehlen wir, ein angemessenes Verfahren bzw. eine Schulung des Personals einzuführen, um sicherzustellen, dass die oben genannten Informationen termin- und formgerecht den Kandidaten bereitgestellt werden.
Wir empfehlen außerdem, Ihre Stellenanzeigenvorlagen zu überprüfen, ob sie die neutrale Stellenbeschreibungen oder die aufgeführten männlichen und weiblichen Formulare (z. B. “Spezialist”) enthalten. Wir empfehlen außerdem aus Vorsicht, auch die Arbeitsverträge, Stellenbeschreibungen, Verantwortlichkeiten und interne Vorschriften des Arbeitgebers im Hinblick auf die oben beschriebenen Änderungen zu überarbeiten. Dies verringert das Risiko eines Verstoßes gegen das Prinzip der Gleichbehandlung und vermeidet nachfolgende Korrekturen. Gleichzeitig ist es notwendig sicherzustellen, dass die gesamte Formulierung des Einstellungsprozesses, einschließlich der Anforderungen und Beschreibung der Mitarbeiteraufgaben, frei von Formulierungen ist, die persönliche Präferenzen suggerieren.